Peio Ling Chi

von Michael Scheike

Ein Seelenroman

ISBN 3-937725-08-3, Verlag Roman Schmitt,

EUR 15,-/SFR 26,80, Sondereinband, 104 S., 

Format 14,8x21cm

Zur Information: Das Buch wird vom Verlag nicht mehr aufgelegt. Beim Autor sind noch Exemplare erhältlich.

Auszüge aus dem Buch:

Ausschnitt 1, S. 44 ff.: (Thema: „Energetische Terlusollogie“)

PEIO LING CHI: „Liebe Freunde, für Tumbor ist es wichtig, dass wir uns bewusst wie zwei Gruppen verhalten. Ich glaube, ich habe jetzt genug von dem erfasst, was ich gestern gesehen und gehört habe. Es ist wie Mutter, Vater und Kind. Es ist wie Mond, Sonne und Erde. Die Erde ist das Kind, seine Eltern sind Mutter Mond und Vater Sonne. Mutter Mond kümmert sich um das Kind. Sie ist um das Kind herum für das Kind da. Sie versorgt und unterstützt es, ohne jegliche persönliche Vorteilsgedanken, absolut selbstlos. So ist der Lauf des Mondes um die Erde und so ist die Wirkung des Mondes auf die Erde. Vater Sonne ist der Bezugspunkt, der Orientierungshalt für das Kind. So wie die Bahn des Mondes um die Erde verläuft, so verläuft die Bahn der Erde um die Sonne. Die Größe der Umlaufbahnen ist sehr unterschiedlich. Doch von der Erde aus gesehen sind Vater Sonne und Mutter Mond immer wieder mal als gleich groß erkennbar. Das ist sehr wichtig, zwei gleich große Kräfte. Arkanon sprach schon von den beiden Kräften der Aktivität und Passivität. Wieder haben wir hier zwei Kräfte und wieder bedarf es der Hochzeit für die Heilung und die Gesunderhaltung. Die Kräfte des Mondes und der Sonne gilt es als Erde und auf Erden zu vereinen. Dann sind wir gesund und erwachsen. Kommt dann noch die Auflösung des Rätsels von Aktivität und Passivität in uns hinzu, so beginnen wir zu leuchten, so wie Ilyin heute morgen in all seiner selbstverständlichen Lebendigkeit einfach da war. Er leuchtet noch immer, doch in unserer Gesellschaft wird es vermutlich abnehmen. Da bin ich mir leider so gut wie sicher. Es sei denn, er löst und lässt fortlaufend seine neuen Rätsel des Lebens lösen. “

ARKANON: „Und es sei denn, wir leuchten auch.“

PEIO LING CHI: „Ja, Arkanon. Einer nach dem anderen. Arkanon und ich wissen, dass es jetzt Tumbor sein müsste. Tumbor hat in seinem Leben sehr wenig Mondkraft erfahren und all seine Sonnenkraft verbrauchte er mit und für seinen Tausch. Er hatte in dieser Hinsicht weder gesunde Vorbilder noch gesunde Eltern. Heute sind wir seine Eltern und seine Vorbilder. Damirgran, manchmal Arkanon, waren ihm eine gute Mutter. Ilyin war ihm heute Morgen ein guter Vater. Yoshua besitzt ebenfalls ganz wunderbare Vaterqualitäten. Jetzt gilt es, das, was schon begonnen wurde, bewusst miteinander zu verbinden. Wir sollten eine Art Heilungsritual, eine Zeremonie durchführen mit genau diesen Konstellationskenntnissen.“

ARKANON: „Ich glaube, vieles verstanden zu haben.“

Arkanon war aufgestanden.

ARKANON: „Tumbor ist die Erde, der Fokus für Damirgran und mich. Wir sind dabei direkt neben ihm, ganz bei ihm. Yoshua und Ilyin stehen oder sitzen etwas weiter weg. Gut. Doch was tun wir dann genau und wo bist du, Peio Ling Chi?“

PEIO LING CHI: „Ich werde auch Vater Sonne sein, zusammen mit Ilyin und Yoshua. Ja, was tun wir genau? Das wichtigste wird sein, dass zwei Prinzipien gleichzeitig wirken. Es hat immer was mit Polaritäten zu tun, nicht mit Dualitäten. Das heißt, es sind immer sich ergänzende, verbindende Gegensätzlichkeiten. Am liebsten würde ich statt Gegensätzlichkeiten Fürsetzlichkeiten sagen. Sie sind füreinander da, letztlich für den Ausdruck von Liebe, die größte Kraft des Einen. Was sind diese Polaritäten? Was heißt mondig und was heißt sonnig? Mondig heißt, weit werden in der Horizontalen und sonnig heißt, sich gut verengen, sich gut zusammennehmen und auf diese Weise groß werden in der Vertikalen. Mondig sein heißt, dass dein Zentrum außen ist. Sonnig sein heißt, dass dein Zentrum innen ist. Mondig sein heißt, in einem guten Sinn mitleidsvoll zu sein, sonnig sein heißt, in einem guten Sinn mitleidslos zu sein.“

Damirgran stand auf und bewegte seine Hände in Brusthöhe vor sich in der Horizontalen.

DAMIRGRAN: „Mondig sein heißt, das Leben als einen unendlichen Strom wahrzunehmen, der nicht die kleinste Lücke aufweist. Als einen Unendlichkeitsfluss, an dessen Ufer ich sitze, wo ich lerne, kein Anfang und kein Ende zu sein.“

Damirgrans Worte klangen nach und verschmolzen mit dem Wind, der gerade aufkam. Yoshua stand auf und faltete seine Hände vor seinem Zentrum im Unterbauch.

YOSHUA: „Sonnig sein heißt, das Leben als ein Jetzt wahrzunehmen, das Alles ist. Ich, der ich das wahrnehme, nehme mich in der Mitte davon wahr.“

Damirgran breitete seine Arme aus und holte tief Luft, wobei sein Kopf sich leicht hob.

DAMIRGRAN: „Ich lebe die Wahrheit, unendlich viel zu sein.“

Yoshua lächelte, legte seine linke Hand mit der Daumenseite vor sein Brustbein und ließ den Ausatem für alle hörbar ausströmen. Sein Kopf neigte sich dabei leicht nach vorne.

YOSHUA: „Ich lebe die Wahrheit des Eins-Seins.“

Jetzt breitete Damirgran wieder seine Arme aus, dieses Mal jedoch nur halb so weit.

DAMIRGRAN: „Ich lebe die Wahrheit meiner Wahrnehmung, dass ich, mich sein lassend, mich los lassend, etwas bin, das in die tiefsten Tiefen dieses inneren Universums fällt.“

Damirgrans Arme hatten sich dabei langsam gesenkt und jetzt berührten sich die Hände auf der Höhe unterhalb des Nabels. Er schaute Yoshua an. Es war eine so wunderbar liebevolle Herausforderung. Alle schauten sie berührt und gerührt zu Yoshua, der wieder lächelte und nickte. Er hob beide Hände so vor die Brust, dass sich die Handkanten berührten.

YOSHUA: „Mich sein lassend, erlebe ich mich als ein Etwas, das ohne Ende in die weitesten Regionen dieses so genannten äußeren Universums getragen wird.“

Yoshuas Arme hatten sich dabei ganz nach oben gestreckt. Jetzt lachten sie und verbeugten sich vergnügt voreinander. Es machte ihnen sichtlich Spaß. Arkanon wandte sich nun ebenfalls lachend zu Ilyin.

ARKANON: „Ilyin, Meister Ilyin, magst du dazu etwas sagen?“

Ilyin saß und blieb sitzen. Seine neu gewonnene Einfachheit im Sein wollte leben gelassen werden und etwas an oder in Ilyin wartete wohl bis es antwortete.

ILYIN: „Wir leben die Wahrheit unserer Wahrnehmung, dass unsere Passivität uns zur wahren Aktivität führt, indem wir die Umkehrpunkte geschehen lassen und vielleicht sogar noch den ersten Teil unserer vermeintlichen Aktivität. Folgen wir nicht der scheinbaren Wahrheit unserer Wahrnehmung, sind wir einfach gelöst von unserer Wahrnehmung das, was wir sind, dann gibt ausschließlich das Leben wahr und nicht der Zeuge, der bezeugend genau das als wahr nimmt.“

Pausenlos schien Etwas das Jetzt zu leeren. Da trat Damirgran einen Schritt vor.

DAMIRGRAN: „Das Leben ist ein Kreis. Egal, wie herum wir da hinein geraten. Hauptsache, es geht rund.“

Ganz ernst hatte Damirgran dies gesagt. Doch jetzt prustete er los und lachte schallend. Nach und nach stimmten alle ein. Arkanon fing sich als Erster wieder.

ARKANON: „Wir haben uns noch nie so entspannt miteinander gefühlt und unsere Freude gezeigt. Ich finde, das ist ein gutes Zeichen. Danke Damirgran, danke Yoshua und danke Ilyin. Danke für dein Geben. Mögen wir es bald nicht nur verstehen.“

Nach diesen Worten wandte er sich zu Peio Ling Chi.

ARKANON: „Nun, Peio Ling Chi. Genügt dir unser Wissen?“

PEIO LING CHI: „Oh, mir hat es schon vorher genügt. Ich möchte einfach, dass wir es probieren. Lasst uns Meister sein, die üben. Einfach so. Mit Freude im Herzen.“

Ihr Nicken war ihm eine schöne Bestätigung.

*

Ausschnitt 2, S. 54 ff. (Thema: „Kampfkunst = Lebenskunst“)

DAMIRGRAN: „Ist der Krieg vorbei, Arkanon? Yoshua Tabita hat den Krieg und das Kriegersein gemeistert. Er sagte, er sei jetzt ein Künstler und wir vielleicht Lehrer und Heiler. Vielleicht ist das unser Potential. Doch was ist jetzt? Was ist mit mir? Jetzt ist es wichtig für mich, es noch tiefer zu verstehen. Mein Ausdruck und damit auch mein Eindruck als Krieger. Wenn ich unter Druck stehe, wenn ich meine unter Druck zu stehen oder wenn an mir gezogen wird, wenn ich meine, dass an mir gezogen wird, dann fühle ich mich angegriffen, dann fühle ich mich herausgefordert. Heraus kommt ein Ausdruck, eine Reaktion, von der ich denke, dass sie erforderlich wäre. Diese Geisteshaltung nährt eine bestimmte Gefühlshaltung und diese wiederum eine bestimmte Körperhaltung, eine gewisse Spannung. Ja, und das ergibt dann eine Grundhaltung, eine Haltung zu mir, zu anderen und zum Leben. So erwarte ich mich, andere und das Leben und genauso kreiere ich meine Zukunft, meine Welt und damit auch die Welt, so wie sie jetzt ist. Mit dieser Grundhaltung denke ich, ich habe einen Grund für das, was ich tue. So begründe ich es. So verteidige ich mich vor mir selbst. Arkanon, so verteidigt sich der Krieger. Und wie verteidigt er sich? Er greift natürlich auch an, um dem Angriff zuvorzukommen. Er greift sich selbst an, um sich letztendlich selbst zu besiegen. Der Krieg beginnt in uns, Arkanon, nirgendwo sonst und nur dort kann er beendet werden. Ich weiß, dass du das alles weißt und doch brauche ich es jetzt, es dir so zu sagen, als ob du es noch nicht weißt. Vielleicht geht es sogar nur so, dass wir zuerst uns nur dort hören können, wo wir genügend gehört werden. Dass wir zuerst nur dort die Wahrheit erfahren können, wo wir mit dieser Wahrheit ganz und gar gelassen werden können. Ein Schritt nach dem anderen. Oh Arkanon, es tut so gut. Es tut so gut, dass du nichts dagegen haben musst. Es tut so gut.“

ARKANON: „Damirgran, ich liebe es, dir zuzuhören. Ich liebe mich, wie ich dir zuhören kann, und ich liebe dich, dass du es sagst. Siehst du dort den Schwarm Fische? Die zwei Falken über uns am Himmel? Das Rudel Rehe ganz in unserer Nähe hinter uns? Sogar die Schlange dort im Gebüsch scheint nichts gegen uns zu haben. Gibt es überhaupt Gegner? Ich glaube, du hast diese Frage schon beantwortet, Damirgran.“

DAMIRGRAN: „Solange wir gegen etwas sind, solange ist auch etwas da, das gegen uns ist. Wenn wir jetzt gegen etwas sind, bestätigen wir alles, was jemals gegen uns war, und wir gebären damit etwas, das irgendwann einmal gegen uns sein muss. Wir sind die Auftraggeber für unsere nächste Chance. Unabhängig davon, ob wir jetzt uns selbst, andere oder das Leben als Chance wahrnehmen können, jetzt ist die erste und beste Chance. Es ist eine gute Annahme, dass es vielleicht nie wieder eine solche Chance gibt. Im Leben eines Gegners, eines Ich-bin-dagegen, wird die Vergangenheit immer die Gegenwart angreifen müssen, und die Zukunft in der Gegenwart wird sich immer vergewaltigt und manipuliert anfühlen müssen. Der Schlüssel kann nur in der Gegenwart, im Jetzt, liegen.“

Damirgran atmete tief durch und holte dann nochmals tief Luft.

DAMIRGRAN: „Wenn ich jetzt kein Dagegen in mir habe, dann bin ich auch nicht dagegen, dass ich mal dagegen war. Dann bin ich jetzt nicht mehr der, der mal dagegen war. Er, der ich einst meinte zu sein, stirbt dann. Das ist der Anfang. Idealerweise löst dieser Anfang eine Kettenreaktion aus, die alle vergangenen Gegner verwandelt. Sozusagen ein letzter Kampf, wenn du dich jetzt ganz deiner Vergangenheit stellst, die dich in diesem Moment eingeholt hat. So wie sie es immer für dich tut und so wie du es immer für dich tust. Das kann in einem Bruchteil einer Sekunde geschehen. Gewinnt die Gegenwart, war sie ein guter Sterbebegleiter, dann hat auch die Vergangenheit gewonnen. Sie ist erlöst. Dann sind wir frei, frei zu erkennen, dass es keine Zeit gibt, keine Vergangenheit und keine Zukunft. Wir erkennen, dass das Dagegensein die Zeit braucht und auf der Idee von Getrenntsein baut. Lassen wir die Wahrheit so wie sie ist, lösen sich alle Gegner auf, egal, wie groß, stark und mächtig sie auch erschienen sind.“